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Kirchenräume gestalten den Gottesdienst
mit. Dies gilt unabhängig davon, ob die Beteiligten das bewusst wahrnehmen
oder nicht. Zur Gottesdienstgestaltung gehört deshalb die bewusste
Wahrnehmung des Raumes und anschließend die liturgisch reflektierte
Raumgestaltung, Raumordnung und Bewegung im Raum.
Vernachlässigt die
Gottesdienstgestaltung die Mitwirkung des Raumes, so versäumt sie eine
Chance und vernachlässigt den Beitrag der früher an diesem
Ort versammelten Gemeinde. Nicht selten kommt es auch
zu Konflikten mit dem Raum: Gottesdienstgestaltende arbeiten bewusst oder
unbewusst gegen den Raum mit seinen Vorgaben und Aussagen an. Dann ist es unbedingt sinnvoll, den
Konflikt bewusst zu halten für alle Beteiligten und konstruktive Lösungen zu suchen.
Die Chancen des Raumes
für die Gottesdienstgestaltung sind vielfältig: Er formt
die Gemeinschaft, ordnet die Bewegung, spricht durch seine Geschichte, predigt in den Bildnissen und wirkt in
seinen Symbolen. Unter Vermischtes fallen z.B.
akustische Wirkungen.
Nachfolgend werden die unterschiedlichen Chancen des Raumes für den Gottesdienst dargestellt und fallweise durch liturgische Entwürfe illustriert. | Diese Seiten beschreiben den gottesdienstlichen Umgang mit vorhandenem Raum. Grundagen und Beispiele zur Neugestaltung des Raumes und seiner Teile finden Sie unter Entwürfe/Bautechnik. |
Der Raum formt die Gemeinschaft |
Die Anordnung der Gemeinde
hat nicht nur ästhetische, sinnliche und soziale Bedeutung. Sie wirkt auch
theologisch liturgisch:
Im Verhältnis von Pfarrer/in und Gemeinde geht es
darum, ob die Stellung des Liturgen als Gegenüber der Gemeinde profiliert werden
soll oder ob die liturgisch handelnde Person in den Kreis der Gemeinde
eingeschlossen wird. Dieser Fragenkreis wird charakteristisch verändert, wenn
ein Team die liturgische Leitung hat.
Im Verhältnis innerhalb der Gemeinde
ist liturgisch zu reflektieren, wann im Gottesdienst der Einzelne vor Gott
hauptsächlich ist (keine Blickbeziehungen erforderlich, keine Nachbarschaft) und
wann nicht ohne Gemeinschaft gefeiert werden kann (z.B. mit guten Gründen beim
Abendmahl).
Und soll sich die Gemeinde in der weiten Kirche zerstreuen oder
konzentrieren?
Fest
möblierte Kirchen ordnen den Raum in Sitz- und Bewegungsbereiche. Wenn Bewegung
im Gottesdienst sein soll, bedürfen die Bewegungsbereiche großer Aufmerksamkeit.
Wer geht wann wohin? Sollen die Bewegungsbereiche mit beweglichem Mobiliar
genutzt werden? Bewegende Momente sollen sich auch in Bewegung ausdrücken
können.
Der Raum
ordnet die Bewegung
Der Raum
spricht durch seine Geschichte
Nicht umsonst besuchen Menschen immer wieder eine bestimmte Kirche, weil diese der Ort ihrer Geschichte oder der Geschichte ihres Kolektivs ist: Über Generationen eines Dorfes hinweg wurde an einem Stein getauft und vor derselben Stufe geheiratet. Altes und Neues verbindet sich im Raum. Gelegenheiten also, von historischen Zeugnissen und von Wandlung zu reden.
Der Raum predigt in den Bildnissen |
Bilder in Kirchen sind - wo sie nicht grundsätzlich theologisch verpönt waren - häufig als Betrachtungsbibel für das leseunkundige Volk motiviert gewesen. Leseunkundige Kinder bilden bis heute Bilderbücher. Weil Bilder eine bereicherte Kommunikationsqualität haben, erscheinen gegenwärtig wieder Bilderbücher für Erwachsene und keine Zeitung kommt ohne Bilder aus. Wenn Bilder gut gemachte künstlerische Außerungen sind, dann erzählen sie nicht nur eine Faktengeschichte, sondern lassen tiefer blicken als manches Wort. Dazu mehr ...
Der Raum wirkt in seinen Symbolen |
Der Kirchenraum steckt traditionell voller Symbole. Auch sonst nüchterne Baumeister sehen in Kirchenentwürfe allerhand Bedeutungshaltiges hinein. Mit Kreuzformen, trinitarischen Symbolen und Kreisformen wird gespielt und gedeutet. Themen wie Lichtführung, Mauerstärke und Konstruktion können unter symbolischen Aspekten zu Gleichnisse werden.
Der sperrige Raum verlangt konstruktive Lösungen |
Manche Hinterlassenschaft der Älteren stört das Empfinden der Gegenwärtigen oder verdunkelt gar in ihrem Bildgehalt das Evangelium, das verkündigt werden soll. Hier bedarf es des Mutes, solche Dinge ab- oder umzuhängen oder eine Wandmalerei (konservierend) zu überdecken. Wenn gegen bestimmte Bilder gepredigt werden muss oder Pfarrer beständig gegen eine hierarchische Anordnung im Verhältnis zur Gemeinde anarbeiten müssen, wird der Raum zur gottesdienstlichen Bremse. Auch das Denkmalschutzrecht resprektiert "gottesdienstliche Belange".
Vermischte weitere Aspekte |
Gottesdiensträume sind in der Regel nach Form und Gestalt einzigartige Räume im Wochenrhythmus der Menschen. Als solche sollen sie auch liturgisch erfahrbar sein. Wo sonst ist ein Raum für den Blick nach oben zur Decke gestaltet? Wo sonst kann man Stille so gut hören? Wo sonst wird der Raum durch buntes Licht aus den Fenstern gefärbt? Wo sonst sitzt man auf Bänken? Wo sonst wurde beim Bau die Himmelsrichtung bedacht?
Einweihung als Liturgie zum Kirchenbau |
Bei der Einweihung einer Kirche ist diese selbst das Thema. Wie wird das liturgisch aufgenommen? Dazu ist an eine Sammlung von Liturgien gedacht.
Einweihungsformular aus Württemberg
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