Technik für Schwerhörige | LogIn |
Als Grundlegung für diese Seite bitte auch die Seiten zur Akustik und zur Tonanlage beachten!
Untersuchungen berichten davon, dass mehr als die Hälfte aller Menschen über
70 Jahren schwerhörig ist. Von 15-16 Mio. Schwerhörigen in Deutschland tragen
ca. 2 Mio. ein Hörgerät (2005).
Diese Zahlen sprechen dafür, dass neben einer
Tonanlage auch eine Höranlage in gottesdienstliche Räume eingebaut wird.
Die
Höranlage wird meistens an die Tonanlage angeschlossen. Dabei ist zu beachten,
dass ein Raummikrofon auch die nicht direkt in das Mikrofon gesprochenen Klänge
des Gottesdienstes überträgt (z.B. Orgel). Moderne Tonanlagen bieten dafür
eigens einen Anschluss (der auch für Mitschnitte erforderlich ist).
Häufig
noch wichtiger als die Perfektion der Anlage ist, wie gesprochen wird! Siehe
dazu die Hinweise für verständliches
Sprechen.
vgl. DIN 18041, darin spezielle Hinweise zur Hörschädigung
Die beliebteste Anlagenform bilden Induktions-Anlagen, weil sie außer dem individuellen und kaum sichtbaren Hörgerät keiner Abholung von Extrageräten bedarf, die noch dazu optisch störend in Erscheinung treten (Hemmschwelle). Für eine Induktionsanlage wird in einem Raumteil eine Ringschleife (Induktionsschleife) fest installiert. Sie kann im Boden oder in der Decke verlegt sein. Die Ringschleife wird mit einem Konstantstrom-Verstärker mit Aussteuerungsautomatik verbunden, der an die Tonanlage der Kirche angeschlossen ist (früher verwendete Konstantspannungs-Verstärker sollten ersetzt werden!). Am Hörgerät muss für den Empfang der Schalter TN auf T gestellt werden (T= Telefon, N= Normal).
Vorteile:
Die
Anlage ist wenig störanfällig und wartungsfrei. Stromversorgung und Geräte
müssen nicht eigens vorgehalten werden.
Bei richtiger Einstellung werden
die Ohren optimal versorgt, da die Übertragung das individuell angepasste
Hörgerät nutzt.
Kostengünstiger Einbau.
Gute
Sprachverständlichkeit.
Freie Beweglichkeit innerhalb der
Schleife.
Nachteile:
Störung durch Metallteile,
Transformatoren oder Funkanlagen in der Nähe möglich.
Übertragungsqualität geringer
als bei Infrarot.
Funktioniert nur in dem
abgegrenzten Raumteil der Schleife.
Extras:
Empfängerteile für Nichthörgerateträger/innen
sind erhältlich (regelmäßige Kontrolle und Auswechseln von Akkus und Ohrpads
dann allerdings nötig!).
Die Schallübertragung geschieht über Infrarot-Wellen (also Licht) vom Sender auf ein Empfängergerät, das in der Regel durch einen Kinnbügel direkt mit dem Ohr in Verbindung steht. Das eventuell vorhandene Hörgerät wird nicht benutzt. Eine Infrarot-Anlage ist in der Regel teuerer als eine Induktionsschleife, aber mit weniger baulichen Veränderungen verbunden.
Vorteile:
Gute Klangqualität.
Auch für
Nichthörgerätetrager/innen problemlos nutzbar.
Kann leichter von einem Raum in
einen andern gebracht werden.
Freie Bewegungsmöglichkeit im
Senderbereich.
Nachteile:
Störanfällig, braucht direkte
Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger (Standorte für Aufbauten oder
Christbäume müssen bedacht werden!).
Hörgeräteträger/innen müssen ihr
Gerät in der Regel abnehmen. Kinnbügel sind bei der Nutzung deutlich sichtbar
(Hemmschwelle).
Akkus und
Ohrpads müssen überprüft und erneuert, Kinnbügel ausgeteilt und wieder
eingesammelt werden.
Bei sehr
großen Räumen sind unter Umständen mehrere Sender nötig.
Extras:
Mini-Induktionsschleifen (Teleschleifen) sind für
Hörgeräteträger/innen erhältlich, die um den Hals gehängt werden. Das
Infrarotsignal wird dann empfangen und als Induktionssignal an das individuell
angepasste Hörgerät weitergegeben.
Solche Anlagen sind meist als mobile Anlagen in Gebrauch. Über Radiowellen werden Signale von einem Sender ausgesendet und von einem Empfänger empfangen, der das Signal dann wiederum über eine umgehängte Mini-Induktionsschleife direkt an das Hörgerät weitergibt.
Vorteile:
Gute Klangqualität.
Benützt die individuellen
Hörhilfen der Nutzer/innen.
Problemlos transportabel.
Verschiedene Sendefrequenzen
möglich, Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger nicht nötig.
Keine Verkabelung notwendig. Je
nachdem bis zu 30 Std. unabhängig vom Stromnetz nutzbar.
Nachteile:
Transportable Geräte,
die je nachdem nur für eine begrenzte Anzahl an Empfängern ausgelegt
sind.
Akkus
müssen regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aufgeladen werden. Empfänger und
Schleifen müssen ausgegeben und eingesammelt werden.
Sendet elektromagnetische
Funkstrahlung aus.
Relativ
teuer.
Extras:
Für Nicht-Hörgeräteträger/innen kann am Empfänger
ein Kopfhörer angeschlossen werden.
Zusammenfassende
Vergleichstabelle
(aus: IndukTive Höranlagen; Text des Deutschen
Schwerhörigenbundes e.V. durch Carsten Ruhe)
Prüfliste zur Einschätzung einer induktiven
Höranlage
(aus: IndukTive Höranlagen; Text des Deutschen
Schwerhörigenbundes e.V. durch Carsten Ruhe)
Zusammengestellt mit Hilfe folgender Quellen:
"ALLE mal herhören". Faltblatt des
Arbeitskreis Technik in kirchlichen Räumen der evang. Schwerhörigenseelsorge in
Württemberg
Text
von Carsten Ruhe für den Deutschen Schwerhörigenbund e.V. (herunterzuladen
s.u.).
Links zum Thema:
Sachverständigenkompetenz der Taubert und Ruhe
GmbH mit Texten zum Herunterladen: http://www.taubertundruhe.de/literatur/index_literatur.html
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