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Durch Umwelteinflüsse gibt es im Mauerwerk eine natürliche Alterung, bei starken Beanspruchungen und Umweltverschmutzung auch häufig eine unnatürlich schnell. Die Schäden entstehen überwiegend durch Feuchtigkeit, aber auch durch Zersetzung und mechanischen Abrieb. Meistens tritt eine Kombination der Schadensarten auf.
Steine besitzen einen natürlichen Feuchtigkeitsausgleich. Mauerwerk ist nie
hundertprozentig trocken. Die Feuchtigkeit bewegt sich im Gestein nach den
Prinzipien des osmotischen Drucks. Wo an den Außenseiten Wasser abtrocknet,
wird es von innen oder unten her praktisch nachgesogen.
So verteilt sich
Wasser im Gestein von solchen Stellen her, an denen es anliegt. Diese Stellen
können a) Grundwasser im Boden sein, b) Rinnenwasser und Pfützen auf Bauteilen
und c) Kondensate.
a) Gegen Grundwasser und feuchten Boden
wird Mauerwerk in erster Linie durch eine Drainage geschützt, die drückendes
Wasser abfließen lässt. Eine Schicht an der Mauer in Gestalt eines Noppenprofils
oder einer groben losen Schüttung, die das Wasser nach unten ableitet,
beschleunigt deren Wirkung. Weiter können Mauerwerksteile im Boden verpicht
werden und durch Folien geschützt werden. Vollen Schutz gewährt eine umlaufend
durchgehende Folienlage in einer horizontalen Fuge. Nachträglich kann eine Feuchtigkeitssperre durch neue Verfahren der
Trockenlegung erfolgen, bei denen durch dünne Bohrlöcher durch Druck ein dünnflüssiges
dauerelastisches (Silikon-)Material in die Mauer gepresst wird (auch Niederdruckverfahren). Das injizierte Mittel
durchtränkt die gesamte Steinlage und macht sie wasserundurchlässig. Ein anderes Verfahren
für bestimmte undichte Punkte ist das Elektroosmoseverfahren, das die
natürliche Fließrichtung des Wassers durch das Anbringen von Anoden
und Katoden im Mauerwerk umkehrt.
b) Wasser auf
Bauteilen wird nach Möglichkeit ganz vermieden. Dazu dienen Blechverwahrungen
und Rinnen. Wo steinerne Rinnen geplant sind, muss das Fließgefälle
gewährleistet sein. Andernfalls kann durch Schutzfolien und -anstriche noch
versucht werden, Feuchtigkeit vom Eindringen ins Gestein abzuhalten. Besondere
Beachtung verdienen Hohlkehlen und ähnliche Stellen, in denen Wasser stehen
bleiben kann.
c) Kondensate entstehen am Mauerwerk immer dann, wenn
warme feuchte Luft am kalten Mauerwerk abkühlt. Ab einem bestimmten
Taupunkt fällt das Wasser aus. Alte Kirchenmauern sind schlecht isolierte
Bauteile, bei denen eine kalte Außentemperatur auch kalte Innenseiten zur Folge
hat. Zudem werden Kirchen kurzfristig aufgeheizt und die kalten Mauern halten
dabei mit der Erwärmung der Luft nicht Schritt. Daher kommen häufig kalte Steine
mit wärmerer Luft in Berührung. In voll besetzten Kirchen wird die Luft zudem
noch stark durch das Ausatmen mit Feuchtigkeit beladen. So kommt es, dass die
Wände zum Beispiel an Weihnachten anfangen zu "schwitzen" und Wassertropfen
zeigen.
Wo austretendes Wasser an Mauerwerk abtrocknet,
hinterlässt es Mineralien und andere Stoffe, die im Wasser gelöst waren. So
erklären sich Aussalzungen (Sulfate, Nitrate) oder Spuren von Metalloxiden. Der
Schaden kann durch eine entsprechende Reinigung behoben werden, wird jedoch
wieder auftreten, solange der Wasserfluss nicht gestoppt wird.
Wasser
im Mauerwerk kann dort Samen zum Keimen und Wurzeln bringen.
In der Folge wird Wurzelsprengung beobachtet.
Wasser im Mauerwerk kann auch
zum Lebensraum unwillkommener Schimmelpilze werden. Wo schwarze Flecken
entstehen, zeigt sich eine Kombination aus dem Schimmel dem Staub, der auf den
feuchten Stellen haftet und liegenbleibt. Eine Reinigung, gegen Schimmel mit
antibiologischen Substanzen, vertreibt die Symptome, muss jedoch mit einer
Untersuchung der Schadensursache gekoppelt werden.
Die stärksten Schäden entstehen durch ein Zusammentreffen
von Wasser und Frost. Da sich das Volumen von Wasser beim Gefrieren zu Eis
vergrößert, werden durch gefrierendes Wasser im Gestein äußere Schichten
regelrecht abgesprengt. Entstandene kleine Risse sorgen für mehr Wassereintritt
und größere Risse und schließlich Abschalungen (Schalenbildung zwischen 1 mm und
mehreren cm möglich).
Die Schadensbilder an Sandstein:
- Absanden = Ablösen einzelner Körner
(auch vieler einzelner)
- Abschuppen =
Ablösen ganzer Kornpakete
- Schalenbildung = Überlappung von
Abschuppungen (häufig oberflächenparallel)
- lagerhaftes Aufschalen =
Schalenbildung im Lagerbereich, gesteigert durch dortigen
Lagerdruck.
Sandstein, der durch verlorenes Bindemittel absandet, kann unter Umständen durch Zugabe von Kieselsäure stabilisiert werden, die ein Kieselgel bildet, welches als neues Bindemittel fungiert.
Verschmutzend wirksam sind vor allem Staub- und Russpartikel. Sie sammeln sich zuerst
an Stellen an, die eine frei liegende Oberseite haben und dort,
wo Feuchtigkeit Partikel haften lässt.
Schäden am Gestein entstehen
durch agressiven Schmutz, vor allem Säuren.
Bauwerke sind dynamische Gebilde im Material bei
Veränderungen der Temperatur und der Feuchte. Dazu kommen noch Kräfte durch
Auflasten, Schwingungen und Winde. Das Verhalten jedes einzelnen Materials ist
dabei verschieden, was zu Spannungen im Bereich der Materialberührungen führt
und zu typischen Schadensbildern.
Wo Eisen in Gestein einbindet, kann es
durch Rostbildung zu Rostsprengung kommen. Aufgrund nicht sorgfältig
vorgenommenen Rostschutzes kommt es dadurch zu Rissen im Gestein.
Vor allem
dünne Stäbe (z.B. Maßwerk) können durch erhöhte Kantenpressungen bei
Schwingungen zu schrägen Abrissen führen.
Ungünstige Materialwahl sorgt für Schadensbildung. Zum Beispiel müssen
Gesteinsart und Mörtel zueinander passen. Vor allem bei früheren
Erneuerungsarbeiten wurde dieses missachtet.
Wenn beispielsweise der Mörtel
zu hart ist, wirkt er am Mauerwerk spröde und platzt ab. Kommt dazu, dass er zu
dünn aufgetragen wurde bzw. Ersatzmörtel zu wenig tief ins Mauerwerk einbindet,
dann kommt es zu durchgehenden Schadensbildern.
In einem ersten Gang wird die Kirche beklettert oder fachkundige Personen lassen sich mit einem Hub- oder Kranwagen an verschiedene Stellen der Fassade bringen. Sie nehmen dabei eine erste Einschätzung des Schadensumfangs durch Augenschein vor. Gegebenenfalls können auch Gesteinsproben genommen werden.
Wenn die Notwendigkeit einer Sanierung bestätigt wurde,
dann erfolgt eine genaue Aufnahme der Schäden. Dabei wird im Interesse
eines optimalen Ergebnisses im Sichtmauerwerk jeder einzelne Stein erfasst.
Erforderlich ist dafür eine Kartierung der Steinlagen. Die Kirche
wird durch eingemessene Markierungspunkte räumlich bestimmt und daraufhin werden
fotografische Aufnahmen im Computer in das räumliche Netz eingezeichnet und für
jede Fassade als Planzeichnung ausgedruckt (1:20).
Eine gründliche Prüfung am
Bau erlaubt die Befunde in die erstellten Pläne exakt einzutragen. In die
Planzeichnung werden die Gesteinsarten eingetragen (Beispiel: hellgrün =
Keupersandstein, dunkelgrün = Schilfsandstein, orange = Travertin, usw.). Ein
weiterer Plan zeigt die festgestellten Schäden (Beispiel: gelb = Sanden, rot =
Schuppen, dunkelrot = Schalen, blau = lagerhaftes Aufschalen, Zackenlinie =
Riss, usw.). <
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Die genaue Aufnahme und Planung verschlingt
zwar eine ordentliche Summe
Geld, zahlt sich aber
andererseits bei der Kostenoptimierung und beim
Controlling aus.
Für jeden festgestellten Schaden muss geprüft werden, ob der Schaden alsbald repariert werden muss oder ob er insgesamt unschädlich ist und bleiben kann. Ist der Schaden zu reparieren, dann gibt es die Möglichkeit, dies unter Erhalt des vorhandenen Mauersteins zu tun, indem dieser saniert wird, durch Mörtel oder durch einen Einsatzstein ergänzt wird. Wenn sich das nicht (mehr) empfiehlt, wird der Stein ausgetauscht gegen einen neuen Ersatz. Wenn ein Schaden keine unmittelbaren Folgeschäden erzeugt (z.B. durch eindringende Feuchtigkeit), dann kann es eine finanzielle Ermessensfrage sein, ob er bis zur nächsten Sanierung unbearbeitet bleiben kann. Steine im Sockelbereich können leichter aufgeschoben werden, da für sie eine Einzelsanierung jederzeit in Frage kommt. Für hoch gelegene Steine vor allem am Turm kommt dies nicht in Frage, weil die Gerüstkosten einen erheblichen Teil der Kosten von Mauerwerksanierungen ausmachen. Je höher also eine Stelle liegt, umso gründlicher muss sie mit saniert werden, wenn gerade ein Gerüst vorhanden ist. Für die Sanierung werden im Plan detaillierte Angaben je Stein und Fuge gemacht (Beispiel: rot = Erneuerung, gelb = Festigung mit KSE, rotes Dreieck = Kittung Fugenränder, blau = Restauriermörtelergänzungen, usw.).
Erforderlich ist in den meisten Fällen ein feststehendes
Gerüst. Dieses muss für die Dauer der Arbeiten geliehen oder gekauft werden.
Öfter empfiehlt sich sogar der Kauf, da man dabei in mehreren Bauabschnitten das
Gerüst um die Kirche wandern lassen und anschließend wieder verkaufen
kann.
Die Fassade wird zunächst grundgereinigt.
Danach beginnt die Arbeit mit einzelnen Steinen.
Die Sanierungsarbeiten verlangen im
Bereich der Nachfertigungen fachlich qualifizierte
Steinmetze. Mauerwerksanierungen sollten nur eingeführten Fachbetrieben für konservierende Maßnahmen übertragen werden.
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