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Beleuchtung

INHALT DIESER SEITE:
Kirchenbau ist Lichtarchitektur
Gestaltung der Leuchtkörper
Lichtplanung für das Raumganze
Lichtplanung für hervorgehobene Bereiche
Erleuchten und Verdunkeln als komplementäre Bereiche
Außenbeleuchtung und Anstrahlen
Lichtschaltung benutzerfreundlich
Energie sparen
Checkliste Lichtfunktionen
• Extra (eigene Seite): Licht-Bilder

Kirchenbau ist Lichtarchitektur - dies gilt für all die unterschiedlichen Strömungen im Kirchenbau mit einerseits großen Fenstern und hellen Chören und andererseits mystischen Stimmungen durch indirekte und düstere Beleuchtung. Vom biblischen Satz, dass Gott im Dunkel wohnen wolle (1.Kön.8,12, Lutherübersetzung) bis zur hellen Lichttheologie des gotischen Chorbaus (Abt Suger von St. Denis) geht die Bandbreite der Lichttheologien.
Daneben erfüllt die Beleuchtung einen ganz profanen Nutzen: Für gottesdienstliche Veranstaltungen muss es in der Kirche in der Regel so hell sein, dass Texte aus den liturgischen Büchern gelesen werden können und mitgesprochen oder mitgesungen werden können. Bei einer oft alten Gemeinde mit einem bestimmten Anteil sehbehinderter Menschen ist das keine geringe Anforderung.
Beachtlich ist, dass die Lichtplanung sich nicht auf die Planung der Leuchten beschränkt, sondern wesentlich von der Architektur geprägt wird. Das betrifft neben den räumlichen Strukturen vor allem die Art der Oberflächen, vor allem nach deren Reflexionseigenschaften (Helligkeit) und Farbtemperatur. 
Für das Vorhalten einer hellen Beleuchtung spricht, dass sie so eingerichtet werden, das verschieden helle Lichtzustände möglich sind. Herunterregeln ist möglich, während die Helligkeit nicht über die einmal eingebaute Nennlichtstärke hinaus angehoben werden kann.
Die Möglichkeiten einer flexiblen Beleuchtungseinrichtung können im Gebrauch genutzt werden. Für Teile der Liturgie mag ein dunklerer Raum passen, für andere ein hellerer. Warum nicht einmal während des Gottesdienstes die Beleuchtungsintensität oder -verteilung variieren?

Die Gestaltung der Leuchtkörper kommt als Planungsaufgabe hinzu. Lampen müssen nicht nur hell sein, sondern auch in einem oft denkmalgeschützten Bereich harmonieren. Sie sind Teil der Architektur und als solche zu behandeln, d.h. durch den Architekten zu konzipieren bzw. mit Architekten abzustimmen. Indirekte architektonisch-räumliche Konsequenzen entstehen zudem dadurch, dass Licht den Raum modelliert, indem es die Farbverläufe an den Wänden bestimmt und helle und dunkle Zonen scharf oder unscharf trennen kann.
Ausdrückliche Beispiele für Kirchenlichtgestaltung bieten künstlerische Lichtinstallationen. Die nebenstehende Illustration zeigt eine Installation mit farbigem Licht von Dan Flavin in S. Maria in Chiesa Rossa, Mailand.

Lichtplanung für das Raumganze
Moderne Lichtplanung unterscheidet im Kirchenbau öfter in drei Funktionen, die sich zugleich räumlich voneinander unterscheiden lassen:
Die obere Lichtzone betrifft das in der Regel hohe Raumvolumen eines Kirchenraums. Die im Kirchenbau gestalterisch wichtige Decke kommt bei nach unten gerichteten Leuchtkörpern nicht ihrer Architektur entsprechend zur Geltung (kann häufig in Kirchenräumen beobachtet werden). Die klassische Lösung für diese Aufgabe sind diffus lichtverteilend wirksame glasgeschirmte Lampen. Als moderne Leuchtkörper zur Aufhellung des Raumganzen können Fluter zum Einsatz kommen, die das Licht von unten nach oben im Raum verteilen. Ihre ideale Position ist an der Wand oder abgehängt nicht viel über der Kopfhöhe der Menschen in der Kirche. Das Licht der Fluter bewirkt durch vielfältige Reflektionen eine blendfreie und schlagschattenarme Gesamtausleuchtung des Raumes.
Die untere Lichtzone dient der Erleuchtung des Aufenthaltsraumes der Menschen in der Kirche. Dabei sind Sicherheitsaspekte (im Bewegungsraum) und ausreichende Lese-Helligkeit (im Gestühlsbereich) wesentlicher Bestandteil der Planung. Für diese Lichtzone können unterschiedlichste Leuchten (auch Strahler) zum Einsatz kommen. Die Höhe der Leuchtkörper über dem Gestühl wird davon bestimmt, wie hoch hinauf das teilweise hell strahlende Licht den Raum prägen darf.
Einen mittleren Bereich prägen Leuchten für die Gestaltung des Luftraums der Kirche. Dafür können einerseits allseitig abstrahlende, evtl. gedämpfte bzw. durch Leuchtkörper gebrochene Lichtquellen in Frage kommen. Sie strukturieren als Leuchtkörpervolumen den Luftraum. Eine andere Möglichkeit sind akzentuierende Lichtpunkte. Sie dürfen wegen der Blendgefahr nicht sehr hell sein und werden daher vorzugsweise in Gruppen angeordnet. Das klassische Beispiel hierfür ist der glitzernde Leuchter. Er wird in modernen Formen durch frei angeordnete Glühbirnen nachgeahmt.
Insgesamt ergibt sich öfter als geeignete Kombinationslösung für alle drei Lichtzonen ein Leuchtelement, das im Raum nicht weit über der Kopfhöhe der Menschen hängend montiert ist und aus drei Leuchtkörpertypen besteht: Fluter nach oben, kegelförmiger Lichtbereich nach unten und eine diffuse oder dezent akzentuierende Abstrahlmöglichkeit in der Breite.Markuskirche 




Stuttgart, 




Büro Kreuz und Kreuz, aus: www.kreuzundkreuz.de  

Lichtplanung für hervorgehobene Bereiche
Der Gottesdienst ist veranstaltungstechnisch auch eine Veranstaltung mit Agierenden und Zuschauern. Daher werden an ihn zunehmend die Anforderungen gestellt, wie sie aus anderen Seh-Veranstaltungen bekannt sind: Die "Bühne", also die Orte, an denen Personen agieren, müssen hell beleuchtet sein, so dass die Gemeinde gut sehen kann. Die Beleuchtung muss im liturgischen Zentrum gegen die Gesichter der Agierenden orientiert sein, damit die Gesichter nicht verschatten, sondern kontrastreich wahrgenommen werden (Ablesbarkeit der Lippen). Das gilt für den Bereich um Altartisch, Lesepult und Taufstelle herum ebenso wie für die Kanzel und für Auftrittsflächen von Chor, Instrumental- oder Tanzgruppe. Die Agierenden werden ihrerseits Wert darauf legen, dass sie Texte und musikalische Noten perfekt erkennen und umsetzen können.

KONTRAST|
Eine bedenkenswerte Position von Stephan Weyer-Menkhoff unter dem Titel "Lichtzwang":
"Es herrscht Lichtzwang. Dauernd leuchtet Licht. Ob der Gottesdienst morgens oder abends stattfindet ... Der zum Halbdunkel neigende Altarraum erfährt darum eine besondere Behandlung: Er wird mit gesteigerter Energie bestrahlt. ... Läßt Angst vor Heiligem die Scheinwerfer gegen den Altarraum auffahren? Darf die Kirche alles sein, nur kein Heiligtum? ... Zweckrationales wird als Grund des Lichtzwangs angeführt. ... Alle in der Kirche haben einen Text vor sich. Um ihn zu lesen brauchen sie überall ausreichendes Licht. ... Die ausgeleuchtete Kirche ist nicht Spielraum des heiligen Dramas, sondern nur Lesehalle."
Die Empfehlung daher an alle Beteiligten: "Mit Licht und Dunkel behutsam umzugehen, läßt zum Architekten eines Raumes werden." Aus: kunst und kirche 1/99,20.

Erleuchten und Verdunkeln gehören komplementär zusammen
Der zunehmende Einsatz von Medien in Gottesdiensten erfordert tagsüber und vor allem an hellen Tagen die Möglichkeit, den Kirchenraum zu verdunkeln. Das stellt oft vor nicht zumutbare Herausforderungen, sollte aber zumindest in den Planungen für jeden Kirchenraum angesprochen werden. Ist der Einbau einer ortsfesten Verdunklungsanlage nicht machbar (Kosten, Denkmalschutz), so sind mobile Verdunklungen möglich, z.B.:
- Schwarze Vorhangstoffe, die in Fensternischen eingehängt werden können.
- Leichte Platten (Kartonagen), die in die Fensternischen gestellt werden können.
Stationäre Lösungen:
- Vorhänge
- Rolläden und Jalousien
- Rollos (können auch von unten nach oben gezogen werden)

Außenbeleuchtung und Anstrahlen
Selbstverständlich müssen die Wege zur Kirche gut ausgeleuchtet sein! Wo die kommunale Beleuchtung endet muss die kirchliche nahtlos eingreifen. Automatische Schaltungen mit Bewegungsmeldern können dazu helfen, Sicherheit und Energiesparen zu verbinden. Sie werden ständig oder nur jeweils im Umfeld von Veranstaltungen aktiviert.
Viele Kirchen werden bereits nachts hell angestrahlt. Dafür kann es eine Hauptrichtung geben, so dass ein einziger Lichtstrahler genügt. In der Regel wird aber mehrseitig beleuchtet. Turmanlagen stehen dabei im Vordergrund der Überlegungen. Für Kirchengemeinden ist wichtig, dass das Anstrahlen häufig ein kommunales Interesse trifft. Ein gutes Abkommen mit Kostenübernahmen durch die Kommune ist Verhandlungssache.

Aus: www.kirchenleuchten.de

Lichtschaltung benutzerfreundlich gestalten

An jeder Kirchentür sollte sich ein Lichtschalter befinden, der eine kleine Zahl Leuchten einschaltet, die es erlauben den Kirchenraum bei Dunkelheit zu betreten (Durchgangsbeleuchtung).
Die übrigen Lichtschalter werden zentral zusammengefasst. Eine elektronische Schaltung bietet dabei verschiedene Vorteile:
- Kleine Tipptaster lassen sich in einer Metallplatte mit eingeäztem Kirchengrundriss einbauen. Man sieht dann unmittelbar, welcher Schalter für welches Licht zuständig ist. Diese Schalttafel kann auch mit der Heizung verbunden werden. Wenn die Taster beleuchtet sind, wird der Beleuchtungszustand der Kirche unmittelbar angezeigt.
- Elektronische Systeme erlauben Schaltzentralen an mehreren Stellen in der Kirche. Der erstrangige Ort ist der Aufenthaltsort des Mesners während des Gottesdienstes. Zweitens ist häufig eine Schaltmöglichkeit in der Sakristei sinnvoll. Drittens gibt es in großen Kirchen manchmal Regieaufgaben an bestimmten Stellen im Kirchenraum. Für eine perfekte Lichtregie ist es erforderlich, dass die schaltende Person im den handelnden Personen gegenüber und im Kontakt zur Gemeinde angeordnet ist.

Energie sparen

Die Lichtplaner Kreuz+Kreuz zum Verfahren:
"Eine Kirchenbeleuchtung läuft in folgenden Schritten ab:
- Klären der Wünsche und Anforderungen von Gemeinde und Entscheidungsgremien bei einem Ortstermin in der Kirche
- Berücksichtigen aller liturgischen Anforderungen,
- Einbeziehen anderer Nutzungen des Kirchenraumes wie Konzerte
- Berechnen des Lichtbedarfs in allen Bereichen des Kirchenraumes, vom Altarraum über das Kirchenschiff bis hin zu Emporen, Eingangsbereichen und Nebenräumen
- Visualisieren der Lichtberechnung
- Entwurf von Leuchten, die zum Baustil der Kirche passen
- Vorstellen der alternativen Entwürfe vor den Entscheidungsgremien
- Bemustern mit Modellen im Maßstab 1 : 1 oder elektrifizierten Musterleuchten in der Kirche
- Berechnen des zukünftigen Energieverbrauchs
- Einholen der erforderlichen Genehmigungen von Bauämtern und Landesdenkmalbehörden
- Einholen von Angeboten für die handwerkliche Fertigung der Leuchten von verschiedenen Leuchtenherstellern
- Mitwirken bei der Auftragserteilung an einen Leuchtenhersteller
- Überwachen der Herstellung der Leuchten
- Planen einer Lichtsteueranlage in Zusammenarbeit mit Elektroingenieur/Elektriker
- Kontrolle der Installation der Leuchten im Kirchenraum,
- Messen der erzielten Beleuchtungsstärke im Kirchenraum
- Einweisen in die Nutzung der Anlage."
Aus: www.kreuzundkreuz.de

Ein gezielter Umgang mit dem Beleuchtungsschalter kann Energie einsparen. Beispielsweise muss der Kirchenraum bis zum Gottesdienstbeginn selten hell erleuchtet sein. Diese Zeit ist eine Zeit der Meditation, der ein Halbdunkel eher nützt.
Energiesparlampen benötigen weniger als ein Viertel der Energie, die normale Glühlampen verbrauchen. Dennoch will ihr Einsatz in Kirchenräumen sorgfältig bedacht sein:
- Achten Sie auf das optische Erscheinungsbild!
- Achten Sie auf die Farbtemperatur, d.h. auf die Lichtfarbe! Dieser Punkt betrifft auch grundsätzlich Leuchtstoffröhren. Häufig sind Röhren- und Sparlampen weißer als das wärmer wirkende, eher gelbliche Licht der klassischen Glühlampen. Das Weiß der Röhren erzeugt dann eine kalte Wirkung, die wegen der kürzeren Tage im Winter auch noch gerade dann entsteht, wenn ohnehin Heizperiode ist.
- Beachten Sie, dass Energiesparlampen i.d.R. nicht dimmbar sind.

 

Checkliste für die funktionalen Anforderungen:

Sicherheit
- Sind Notausgang-Anzeigen vorhanden?
- Sind schwierige Fluchtwege mit stromausfallsicheren Leuchten versehen?

Gemeindebereich
- Ist die Beleuchtung so ausgelegt, dass an (fast) allen Plätzen ordentlich gelesen werden kann?
- Ist die Beleuchtung in Stufen zurückschaltbar oder elektrisch zu dimmen?
- Kann der Kirchenraum verdunkelt werden?

Orte der Aktion (liturgisches Zentrum, Kanzel, usw.)
- Ist die Lichtstärke dort heller als im Raumganzen, damit das liturgische Zentrum zur optischen Mitte wird?
- Ist die Beleuchtung so angeordnet, dass Gesichter erleuchtet und nicht verschattet werden?
- Sind Leuchteinheiten da für Sondersituationen wie z.B. Chöre und andere Agierende?
- Gibt es Leuchteinheiten für notwendige Aktionen bei verdunkelter Kirche (z.B. Leselicht am Lesepult)?Stiftskirche Stuttgart, Foto: Gunther Seibold

Raumganzes
- Bringt die Beleuchtung die Architektur optisch und stilistisch zur Geltung?
- Sind tragende Architekturelemente auch im Beleuchtungszustand als solche prägend?
- Wie wirkt die Decke in der Beleuchtung?
- Entstehen stark verschattete Bereiche?
- Gibt es eine Licht"führung", die der Dynamik des Raumes entspricht?

Bild: Stiftskirche Stuttgart. Zusätzlich wurden Lautsprecherelemente integriert.

Autor: Gunther Seibold unter Verwendung der zitierten Quellen

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