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65620 Waldbrunn (Westerwald)-Lahr:  kath. Alte Kirche St. Johannes der Täufer (nach 1100)

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Foto: Gemeinde
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◼ ADRESSE
65620 Waldbrunn (Westerwald)Kreis: Limburg-WeilburgBundesland Hessen Deutschland
Geo-Lage: 50.51, 8.127 / 50° 30' 34" N, 8° 7' 38" O (siehe Karte)
◼ KIRCHLICHE ZUORDNUNG
Gemeinde Pfarrei St. Johannes der Täufer LahrBezirk Limburg < Diözese Limburg
◼ KONTAKT
Kath. Pfarramt St. Johannes der Täufer Lahr, Hauser Weg 3, 65620, Waldbrunn (Westerwald), Tel. 06479 / 325, lahr@kirche-waldbrunn.de
◼ KENNDATEN
Basisjahr: nach 1100 | Heilige(r): Johannes d.T.
Länge insgesamt: 27 | Turmhöhe: 30 | Innenhöhe: 10 | Spannweite Decke/Gewölbe: 18 | Sitzplaetze: 90
◼ WEBSEITEN
Diese Kirche in wikipedia   www.kirche-waldbrunn.de, de.wikipedia.org/wiki/St._Johannes_(Lahr_Westerwald)
◼ ÖFFNUNG
Gottesdienstliche Angebote: Hl. Messe Sa 18.30 Uhr - So 10.30 Uhr (im Wechsel) Hl. Messe Fr 08.00 Uhr Taizégebet Di 18.30 Uhr (nicht in den Schulferien)


Ehemals Wehrkirche. Dreischiffige romanische Pfeilerbasilika (11. Jh.)

Als Kirche für 21 Dörfer erbaut • nach Reformation Innenausstattung entfernt • romanischer Taufstein im Nachbarort wiederentdeckt.

Neue Johanneskirche (1963-1966):
Die Lahrer Neue Kirche – ein Bau im Geist des 2. Vatikanischen Konzils

Konzipiert als Zelt Gottes unter den Menschen wurden die Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils bei den Planungen für den Bau der Neuen Lahrer Kirche bereits vorweggenommen und umgesetzt. Die Idee, einen Kirchenraum als Zelt für das pilgernde Volk Gottes zu schaffen, hat der bundesweit tätige Würzburger Dombaumeister Schädel konsequent als Zentralraum (Oktogon) durchgeführt.

Hans Schädel (1910-1996) zählt zu den Leitfiguren und Pionieren des modernen Kirchenbaus. Neben dem Wiederaufbau des kriegszerstörten Würzburger Doms zählen 87 Kirchenneu- und Umbauten zu seinem Werk. In seinem obersten Vorgesetzten, dem Würzbuger Bischof Julius August Döpfner, fand er einen aufgeschlossenen, liberalen Förderer, der dem zuvor eher konservativ geführten Bistum den Anschluss an die architektonische Moderne ermöglichte. Schädels Bauten zeichnen sich aus durch eine sensible Einfügung in die jeweiligen Bedingungen des Bau-Umfeldes, eine klare Formensprache und einen weitgehenden Verzicht auf Ausstattung. Sein zentrales Anliegen galt der architektonischen Umsetzung der liturgischen Funktion und geistigen Dimension eines Kirchengebäudes. Deren optimale Formgebung sah er (in Analogie zur Liturgiereform) in Zentralbauten, so wie in Lahr, verwirklicht, die eine Platzierung des Altars in der Mitte des Raumes, umringt von der Gemeinde, vorsehen. Herausragend ist auch seine Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern der Moderne, denen er die Möglichkeit einer konzeptuellen Beteiligung an seiner Kirchengestaltung einräumte.

In Lahr oblag dem Architekten Schädel die Aufgabe eines Kirchenneubaus, welcher der Alten Kirche den Vorrang als ortsprägendem Bau beließ und in der Außenwirkung hinter dieser zurücktrat. Für diese Aufgabe bot sich das an der Westseite der Alten Kirche angrenzende, stark abfallende Gelände neben dem Pfarrhaus an.
Für das historische Baugelände entwarf Schädel einen Zentralbau – über einem achteckigem Grundriss – dem die Vorstellung eines ‚Zeltes Gottes’ zugrunde liegt.
Die Neue Lahrer Pfarrkirche ist weniger der dynamisch-plastischen Architekturströmung der 1960 und 1970er Jahre zuzurechnen, bei der organisch gestaltete Kirchenbauten die funktionell-geometrisch bestimmte Richtung der Architektur ablösten und die Wirkung von Konstruktion und Material eine maßgebliche Rolle spielte, als sie sich in die Gruppe vielfältig gestalteter polygonaler Bauwerke einreiht. Anders als die herausragenden, wie organisch geschwungene oder verwinkelte Monumentalplastiken anmutenden Beispiele der dynamische-plastischen Moderne – etwa der Neubau der Wallfahrtskirche in Ronchamp von Le Corbusier 1953-55 oder die 1969 von Gottfried Böhm errichtete Kirche in
Neviges – wurde die überwiegende Zahl der Kirchenneubauten der 1950er und 1960er Jahre nach gemäßigteren Entwürfen mit kubischen oder blockhaften, über verschiedenen Grundrissarten errichteten Bauformen realisiert.
Dies gilt auch für die Lahrer Johanneskirche. Jedoch lässt auch Schädel das Gotteshaus nicht als massiven Steinbau errichten, sondern wählt die damals bevorzugte Mischbauweise aus einem Stahlbetonskelett als konstruktivem Gerüst und einer Verfüllung der Zwischenfelder mit anderem Material. Die gleichseitigen Wände von St. Johannes werden im Außenbau durch an Strebepfeiler erinnernde Betonpfeiler markiert • die „mit schwerem Betonfachwerk und Ausmauerung gegliederten Wände sind beidseitig weiß gefasst. Das signifikante Zeltdach blieb raumseits als hölzerne ‚offene’ Decke sichtbar.
Die achteckige Grundrissform von St. Johannes rückt die Betonung der für die Gotteshäuser des 20. Jahrhunderts maßgeblichen christozentrischen Idee ins Blickfeld, der Gemeinschaft der Gläubigen, die sich in einem möglichst ungeteilten Raum spiegeln sollte. Der Altar wurde gemäß Liturgiereform in der Mitte der Raumes auf einer steinernen Erhöhung positioniert, die Bestuhlung entsprechend.

Der Altar als Opferstätte bildet den Mittelpunkt und steht darum auch räumlich in der Mitte. Die Bänke sind rund um den Altar angelegt, so dass sich die Gemeinde als Volk Gottes, im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils, um den Altar versammelt. Als Gegengewicht zum Altar erheben sich am Ende der Priesterbank Ambo und Sakramentshaus, so wird der Tisch des Leibes und des Wortes sinnhaft deutlich.

Mit dem Entwurf für die Bleiverglasung der Kirchenfenster wurde der international bekannte Glaskünstler Prof. Johannes Schreiter beauftragt und mit dem Entwurf für die Ausgestaltung der Kirche der Fussinger Bildhauer Paul Grimm.

Die Zeltform der Kirche soll Einladung und Glaubensaussage zugleich symbolisieren: Als „Zelt Gottes unter den Menschen“ (nach Ps 27,5) und Kraftquelle für die Kirche als sein „wanderndes Gottesvolk“ (Lumen Gentium).
Die Kirche weist einen Grundriss in Form eines Achtecks auf. Dies erinnert an die frühchristlichen Baptisterien, die die ersten Taufstätten der Christen waren. Die Zahl Acht steht für den achten Tag der Schöpfung an der Christus auferstand, sowie generell für Neubeginn.
„Mittel-Punkt“, Weg-Begleiter und Ziel des Lebens ist Jesus Christus, der am Kreuz hängend mit ausgebreiteten Armen die Besucher zu sich und den neuen Lebensmöglichkeiten als Christ einlädt.
Aus der Alten Kirche in die Neue Kirche übernommen wurde die Darstellung Mariens 17. Jh.) als „Mutter der Zuflucht und Geborgenheit“ mit Jesus im Schoß.

Beim Bau der Kirche hatten die Künstler fast alle Freiheiten und konnten sich entfalten.
Dombaumeister Schädel hat immer mit bestimmten Künstlern zusammen gearbeitet und hat sich dann die zu seinem Entwurf passenden Künstler jeweils ausgesucht.
Die wenigen Vorgaben für die Künstler waren, dass sich die Künstler dem modernen Gebäude anpassen / unterordnen sollten sowie die Themen Johannes der Täufer, die geheime Offenbarung (besonders bei Altar, Altarkreuz und Tabernakel) und Schöpfung und Heiliger Geist (Fenster) und dass sie sich von den Ideen des 2. vatikanischen Konzils leiten lassen sollten und diese bei der Umsetzung ihrer Entwürfe, trotz aller Freiheiten, einfließen lassen sollten.
Die Idee des Glaskünstlers Professor Schreiter für die Fenster war die Schöfung und das Wirken des Heiligen Geistes und unsere Starrheit / Unbeweglichkeit, die durch das Wirken des Heiligen Geistes durchbrochen / in Bewegung (zu einem neuen Aufbruch im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils) gebracht wird. Alles Weitere hat er der Interpretation des Betrachters überlassen.

Altar
Der Altar als Opferstätte bildet den Mittelpunkt und steht darum auch räumlich in der Mitte. Die Bänke sind rund um den Altar angelegt, so dass sich die Gemeinde als Volk Gottes um den Altar schart. (Ein Sektor), ein Achtel des Kirchenraumes, bietet an der Wand Raum für die geplante Orgel. Davor erhebt sich die Priesterbank, die nach der linken Seite mit dem Ambo verbunden ist. Von hier aus erfolgt der Wortgottesdienst. Als Gegengewicht zum Ambo erhebt sich am anderen Ende der Priesterbank das Sakramentshaus (Tabernakel auf Stele). Die Anlage des Raumes ist für die Feier der Liturgie, sowohl des Wortgottesdienstes als auch der Eucharistie, geradezu ideal. Altar, Sakramentshaus, Ambo und Hängekreuz über dem Altar sind von dem Bildhauer Paul Grimm, Fussingen, entworfen und passen sich in ihrer wuchtigen Form dem Raum der Kirche an. Als Ausgangspunkt seiner Gestaltungsarbeit fand Grimm in der neuen Kirche ein hervorragendes Bauwerk vor, das in seiner inneren und äußeren Klarheit und seiner monumentalen Wirkung von vornherein Maßstab war für die Dinge, die den Innenraum beherrschen sollten. So musste der Altar, der im Mittelpunkt des Innenraumes stehen sollte, eine gewisse blockhafte Schwere aufweisen, um dem Raum mit seinen mit schwerem Betonfachwerk und Ausmauerung gegliederten Wänden zu entsprechen. Um dem Altar möglichst viel Masse zu lassen, wurde der sieben Tonnen schwere Quader aus Anröchter Stein (Anröchter Blau) nahezu in seinem ursprünglichen Zustand belassen. Lediglich an den vier Seitenflächen wurden leichte Nischen herausgehauen, die der Form nach mit den Achteckwinkeln des Raumes korrespondieren und die vier Ecken des Altares als Stipes erscheinen lassen. Für den Altar wurde dasselbe Material gewählt wie für den Fußboden und das Podest, das die Dreiheit: Altar, Ambo und Sakramentshaus zu einem Bereich zusammenfasst, wodurch diese Steinplastiken stärker mit dem Boden verwurzelt empfunden werden.

Sakramentshaus
Nach den neuen liturgischen Vorschriften kann in einer solchen Zentralkirche der Tabernakel nicht mehr auf dem Altar stehen. Dadurch wurde es notwendig, ein Sakramentshaus (Tabernakel auf Stele) zu schaffen. Eine einfache Form musste hier gefunden werden, die dem Altar entsprach, d. h. das Sakramentshaus musste sich in seinem Gesamtvolumen dem Altar unterordnen, dem Raum gegenüber aber eine gewisse Schwere aufweisen. Das Produkt dieser Überlegungen war eine zweiteilige Stele, die in ihrem oberen Teil das Gelass für das Allerheiligste birgt. Zum Verschließen dieses Gelasses ist vorn eine zweiteilige Panzertür angebracht, die mit einem Bronzerelief verkleidet ist. Thema für die Gestaltung
dieses Reliefs sind die vier lebenden Wesen (Löwe, Stier, Mensch, fliegender Adler) aus der geheimen Offenbarung des Johannes (Offb 4,1-11 • 5,1-14). Die Anwesenheit dieser vier Symbole weist auf das Offenbarungslamm hin und auf das Himmlische Jerusalem, die Heilige Stadt, die vom Lamm erleuchtet das Endziel für einen rechtschaffenen Christen bedeutet. Das ewige Licht hat in einer Nische, die im Sockel der Sakramentsstele eingehauen wurde, seinen Platz gefunden. Die Form dieser Nische ist ein gleichseitiges Dreieck, das ein Symbol für die heilige Dreifaltigkeit ist.

Altarkreuz
Über dem Altar schwebt das Kreuz aus Bronze. Ebenfalls wuchtig in seiner Form zeigt es Christus als Triumphator, der durch sein Sterben den Tod besiegt hat. Das ist zunächst einmal sichtbar dargestellt durch den Totenkopf. Dieses Sinnbild des Todes liegt nicht nur besiegt zu Füßen Christi, sondern Christus steht vielmehr als Sieger auf ihm. Der sieghafte Christus ist auch in der ganzen aufrechten Haltung des Corpus und der senkrechten und waagerechten Linienführung ausgedrückt. Auf der Rückseite des Kreuzes wird dieser Gedanke des sieghaften Christus durch das Bild aus der Geheimen Offenbarung des Johannes (Offb 5,1-14) fortgeführt. Christus ist das Lamm, das sich für uns geopfert hat. Durch dieses Opfer hat es die Sünde, die Finsternis, verscheucht. In seiner ganzen Fülle
wird das Lamm im Gottesreich, im himmlischen Jerusalem, das Licht sein, das als Herrlichkeit Gottes die Hl. Stadt erleuchtet. Der vollkommene Sieg des Lichtes über die Finsternis! Das hat der Künstler in den sieben Flammen ausgedrückt, die aus dem Herzen
des Lammes schlagen, dem Symbol der Liebe.
Die Flammen der Liebe und Heiligkeit Gottes sind es, die das himmlische Jerusalem erleuchten. Man erkennt eine deutende Verbindung vom Kreuz und Altar zum Tabernakel, in dem das Lamm jetzt schon unter seinem Volke wohnt. Der Künstler hat deswegen in der Gestaltung der Tabernakeltür auch das Bild aus der Geheimen Offenbarung gewählt, nach dem die vier lebenden Wesen den Thron des Lammes umgeben (Offb 4,1-11 • 5,1-14).

Nebenan Fachwerk-Pfarrhaus (16 Jh.). 2005 bis 2007 grundlegend restauriert.
Nebenan neue Kirche (1963- 1966) in Form eines Oktogons.

Quelle(n): 50 Jahre Neue Kirche St. Johannes der Täufer Lahr Herausgeber: Christof W. Martin , Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer Hauser Weg 3 65620 Waldbrunn-Lahr, 22. Mai 2016
GEOBDEZ 50.5095069


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(z.B. bedeutet »i_roma_peter_ansicht400x600_wiki_hans_meister.jpg«, dass es sich um eine Ansicht des Petersdomes in Rom von Hans Meister handelt, die in Wikipedia gefunden wurde).
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