Am östlichsten Rand des Ostalbkreises, 4km vor der Landesgrenze Bayern, liegt der Ortsteil Pflaumloch. Zusammen mit den Ortsteilen Goldburghausen und Utzmemmingen bilden diese im Zuge der Gemeindegebietsreform im Jahre 1972 die Gesamtgemeinde Riesbürg.
Pflaumloch wurde bereits im Jahre 1246 erstmals urkundlich erwähnt. Direkt an der B29 steht dort die katholische Pfarrkirche St. Leonhard. Wenn man den Kirchenbau von außen betrachtet, so lässt sich eine Dreiteilung sowohl in stilistischer als auch in größenmäßiger Hinsicht feststellen. Augenfällig ist der mächtige Turm im Verhältnis zum relativ kleinen Kirchenschiff.
Der romanische Kirchturm wurde im 10. Jahrhundert als Wehr- und Burgturm inmitten einer von einer 3m hohen Mauer umgebenen Herrenhofes erbaut. Mit 28m Höhe und bis zu 1,5m dicken, fensterlosen Mauern, ohne ebenerdigen Zugang und nur mit einem schmalen Ein-Mann-Einstieg in 4m Höhe, gewährte der Turm in Kriegszeiten den Dorfbewohnern Zuflucht und Schutz. Eine kleine hölzerne Kirche befand sich damals noch außerhalb der Dorfburg. Bedingt durch die Zunahme der Bevölkerungszahl und den vielen Bränden im Ort, nutzte man schon bald den ebenerdig zugänglichen Turmraum als Gotteshaus. Ein in der Wand des Turmes befindliches Sakramentshäuschen zeugt von der gottesdienstlichen Nutzung dieses Raumes. Im Jahre 1368 wurde ein kleiner Anbau im frühgotischen Stil erstellt, der nun als Kirchenschiff den Kirchenbesuchern wesentlich mehr Platz bot. Als die Gemeinde Pflaumloch um 1500 schließlich zu einer stattlichen Größe angewachsen war, entschloss man sich, ein 17m messendes, spätgotisches Langhaus an das kleine Kirchlein anzubauen.
Wer die Kirche durch das Hauptportal betritt, steht zunächst unter der niedrigen Empore. Aber bereits nach wenigen Schritten öffnet sich der helle und freundliche Kirchenraum. Links an der Nordwand fällt ein überlebensgroßes Bild des heiligen Christophorus auf. Eine weitere Abbildung des „Christusträgers“ befindet sich in einer kleinen Nische im vorderen Teil des Kirchenschiffes (zusammen mit der Figur des Heiligen Wendelin). Eine Madonna (auf der Mondsichel), sowie der Hl. Leonhard, dem Patron der Kirche, beschließen das spätgotische Kirchenschiff, bevor der hohe Spitzbogen den Blick in den reich bemalten frühgotischen Chor freigibt. Bereits im Chorbogen finden wir die Bilder der klugen und törichten Jungfrauen, die die Gläubigen zur ständigen Wachsamkeit aufrufen (vgl. Mt 25, 1-13: „Wachet also, denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“). Die Klugheit ist symbolisiert durch die aufrecht stehenden, brennenden Lampen, und die Torheit erkennen wir an den abwärts gerichteten, erloschenen Lampen. Das in der Wand eingelassene Sakramentshäuschen stammt aus der Zeit um 1500 n. Chr., also aus der Bauzeit des heutigen Kirchenschiffes. Die gotischen Ornamente sind nur teilweise in Stein ausgeführt und setzen sich nach oben als Wandmalerei fort. Das mag ein Hinweis auf die damalige Finanzkraft dieser kleinen Kirchengemeinde sein. Im Zentrum des Deckengemäldes im Chor schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten: Lukas (Stier), Markus (Löwe), Johannes (Adler) und Matthäus (Engel/Mensch) sowie den Darstellungen der vier Kirchenlehrer Augustinus, Hieronymus, Ambrosius und Gregor. An der Rückwand des Chores, oberhalb der Kreuzigungsgruppe konnte bei der Renovierung im Jahre 1962 nur ein Teil des Gemäldes mit Sonne, Mond und Sterne freigelegt werden. Links neben dem Kreuz ist der zugemauerte ehemalige Ein-Mann-Einstig zu erkennen. Im Jahre 2010 erfolgte eine umfassende Renovierung und Umgestaltung im Innern der Kirche, die mit Hilfe des Bischöflichen Bauamts und der Diözese Rottenburg-Stuttgart erfolgreich umgesetzt werden konnte. An der Brüstung der Empore sind auf zwölf Bildtafeln elf Apostel mit Christus in ihrer Mitte dargestellt. Die Orgel wurde im Jahre 1966 neu gebaut; sie ist mit 12 Registern auf zwei Manualen und Pedal für den kleinen Kirchenraum recht groß dimensioniert. Die Vorhalle der Kirche, sowie die Beichtkapelle (mit Mosaikfenster) und die Sakristei wurden im Jahre 1962 angebaut. Das Geläut der Kirche besteht aus drei Glocken. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahre 1470 und ist den Aposteln Markus, Lukas, Matthäus und Johannes geweiht. Die zweite Glocke stammt aus dem Jahre 1726 und ist dem Heiligen Abt und Patron der Kirche, dem heiligen Leonhard geweiht. Die dritte Glocke stammt aus dem Jahre 1985 und ist der Gottesmutter Maria geweiht.
Im 12.Jh. erbaut • um 1476 älteste Glocke.
Quelle(n): Kunst- und Kulturdenkmale im Ostalbkreis (Konrad Theis Verlag Stuttgart); Pflaumloch im Ries von Dr. Eugen Stäbler (erschienen bei der Gemeinde Riesbürg); Fried und Unfried von Hans Pfletschinger (Verlag Hans Pfletschinger)