Ehrwürdig schaut die Hofener Kirche in die alte, verlassene Neckarschlinge. Der massige Chorturm zeigt noch heute sein ursprüngliches Erscheinungsbild. Er wurde nicht wie sonst üblich in späterer Zeit erhöht und verändert. Im Inneren sprechen der kämpferlose Triumphbogen und die schlichte Tonnenwölbung des Chores noch für eine Entstehung im 12. Jahrhundert. Da der Kult der heiligen Ottilie oft mit Wasser in Verbindung steht, könnte eine Quelle unterhalb des Kirchberges die Ursache für das Patrozinium gewesen sein. 1379 wird Johannes von Urbach als Kirchherr erwähnt. Im 15. Jahrhundert kam die Kirche an das Kloster Lauffen, das 1522 vom Kloster Denkendorf abgelöst wurde. Nach der Reformation wurden die Klöster aufgehoben und ihre Rechte fielen an Württemberg. 1760 wurde das Schiff saniert und erhöht, erst 1773 konnte der Turm repariert werden. 2007 erfolgte eine Innen- und Außenrenovierung.
Die Malereien
Im Chor haben sich freskenähnliche Malereien des 13./14. Jahrhunderts von hohem künstlerischem und ikonographischem Wert erhalten, welche den größten kulturellen Schatz in Hofen darstellen. Diese wurden bei der Kirchenrenovierung 1959/60 freigelegt und 2005 restauriert.
Wenn wir die Kirche von Westen her, der aufgehenden Sonne entgegen, betreten, sehen wir im Chor oben Christus in der Mandorla thronend. Die Eintretenden sollen mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts den Blick zu den himmlischen Dingen heben und werden an ein strenges Gericht erinnert.
Die Szenen im Chor sind dem Weltgericht zuzuordnen. Oben der Weltenrichter Jesus mit den vier Evangelistensymbolen, darunter die zwölf Apostel und die vier Erzengel, die zum jüngsten Gericht blasen.
Auf der Südwand des Chores, zur linken Seite Jesu, führt ein Teufel Gefangene an einem Seil. Es sind die Verdammten, die nicht im Buch des Lebens verzeichnet sind und in die Hölle geworfen werden. Auf der Nordseite, der guten Seite Jesu, sind die Erretteten dargestellt. Sie haben auch einen freundlicheren Gesichtsausdruck. An der Ostwand sind Engel zu sehen, welche die aus den Gräbern Auferstandenen zum jüngsten Gericht begleiten. Unten ist links und rechts jeweils ein menschenverschlingender Höllendrachen dargestellt.
Nicht zum Weltgericht gehörend ist Katharina mit Palmwedel und Rad, die an der Südwand unten links mit einer Krone dargestellt ist. Sie wurde bei vielfältigen Leiden angerufen und war die Patronin der Müller und Wagner und der Universitäten.
Die Glocken
Die kleinste der Glocken ist auch die älteste. Sie wurde 1654 von Stefan Bruncler, einem lothringischen Wandergießer, gegossen. Zusammen mit den 1951 und 1981 gegossenen Glocken verkünden sie mit ihrem Dreiklang b‘-c“-es“ das Gloria-Motiv, die Ehre Gottes.
Die Orgeln
Die Kirche erhielt 1780 die erste Orgel, welche 1818 durch eine neue ersetzt wurde. 1979 fertigte die Firma Plum in Marbach die heutige Orgel.
Text: Kurt Sartorius
12.Jahrh. • 1760 Sanierung Schiff • 1773 Sanierung Turm • 1959/60 Umbau Eingangsbereich und Innenumbau • 2007 Innen- und Außenrenovierung
Fresken im Chor aus dem 13./14. Jh.